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Gehaltscheck: Verdienen deutsche LKW-Fahrer weniger als ihre Kollegen in Polen

In Deutschland zählen LKW-Fahrer zu den Berufsgruppen mit dem niedrigsten Einkommen. Ganz anders sieht die Situation in Polen aus, wo die Zeiten der Niedriglöhne für Trucker längst der Vergangenheit angehören. Dort steigen die Gehälter in der Branche Jahr für Jahr.

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Der durchschnittliche Grundlohn von Berufskraftfahrern in Polen lag im Jahr 2023 bei 5139 PLN ( umgerechnet etwa 1189 Euro), was einem Anstieg von fast 17 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Diese Angaben stammen aus dem Bericht „Einkommen von Berufskraftfahrern in Polen 2023“, herausgegeben vom Polnischen Institut für Straßentransport (PITD). Damit verdienen die Fahrer fast doppelt so viel wie den Nettomindestlohn, der 2023 bei 2783 PLN ( umgerechnet etwa 644 Euro) lag. Rechnet man diverse Zulagen wie Prämien oder Spesen hinzu, fallen die monatlichen Beträge noch höher aus. Demnach verdienen 69 Prozent der befragten Fahrer mehr als 7000 PLN netto ( umgerechnet etwa 1620 Euro) pro Monat. 23 Prozent der Umfrageteilnehmer haben angeben, sogar ein Nettoeinkommen von über 9000 PLN ( umgerechnet etwa 2083 Euro) zu erzielen.

Die Anzahl der geringverdienenden Fahrer hat sich ebenfalls signifikant reduziert. Während im Jahr 2021 noch 28 Prozent der Fahrer weniger als 5000 PLN netto ( umgerechnet etwa 1157 Euro ) verdienten, ist dieser Anteil in der aktuellen Umfrage auf nur noch 14 Prozent gesunken.

Jüngere verdienen mehr

Die Einkommensstruktur unter polnischen LKW-Fahrern offenbart überraschende Muster: Ältere Fahrer verdienen generell weniger, während insbesondere junge Fahrer unter 25 Jahren und die Altersgruppe von 31 bis 40 Jahren die höchsten Gehälter erzielen. Laut Umfrage haben 38 Prozent der Befragten mehr als zehn Jahre Erfahrung, doch paradoxerweise liegen ihre Einkommen nicht an der Spitze. Der mediane Nettoverdienst dieser erfahrenen Gruppe beträgt 7600 PLN ( umgerechnet etwa 1758 Euro). Im Vergleich dazu verdienen Fahrer mit 6 bis 10 Jahren Erfahrung sowie diejenigen, die erst 1 bis 2 Jahre tätig sind, durchschnittlich 8000 PLN netto ( umgerechnet etwa 1851 Euro).

Trotz einer allgemeinen Zufriedenheit mit steigenden Gehältern – fast 45 Prozent der Fahrer berichten von einem Anstieg im Jahr 2023 – zeigt die PITD-Umfrage, dass der Rückgang der Nachfrage nach Transport den Aufwärtstendenz bei den Löhnen gebremst hat, da für 43,5 Prozent der Fahrer die Gehälter unverändert blieben.

Zu bescheiden?

Der direkte Gehaltsvergleich zwischen polnischen und deutschen LKW-Fahrern gestaltet sich schwierig, da keine ausführliche Analyse der Gehälter von LKW-Fahrern in Deutschland für das Jahr 2023 vorliegt. Hinzu kommt, dass der Bericht des PITD das Nettoeinkommen offenlegt und sich das Gehaltsmodell in Polen von dem in Deutschland unterscheidet.
Anhaltspunkte zum Gehaltsniveau von Berufskraftfahrern im Jahr 2022 liefert jedoch eine 2023 veröffentlichte Auswertung des von der gemeinnützigen Hans-Böckler-Stiftung betreuten Portals Lohnspiegel.de.

Demnach liegt das mittlere Einstiegsgehalt als Berufskraftfahrer im Güterverkehr bei 2.310 Euro. Ähnlich wie in Polen spielt Erfahrung eine untergeordnete Rolle: Wer zehn Jahre Berufserfahrung hat, verdient durchschnittlich 2.400 Euro im Monat. Wer zwanzig Jahre Berufserfahrung besitzt, verdient etwa 2.440 Euro in Vollzeit.Die Gehälter sind erheblich je nach Region oder Bundesland differenziert, in dem der LKW-Fahrer arbeitet.

In Ostdeutschland fällt der durchschnittliche Monatsverdienst mit 2.140 Euro brutto niedriger aus als in Westdeutschland, wo er sich auf 2.460 Euro brutto beläuft.
Wie auch in vielen anderen Branchen ist auch in der Transportbranche eine Gender Pay Gap zu beobachten: Das Durchschnittsgehalt bei Frauen lag laut Auswertung bei 2.220 Euro im Monat, während es bei Männern bei 2.410 Euro lag.

Interessante Erkenntnisse liefert zudem ein aktueller Report von Jobmatch über Gehaltsforderungen von LKW-Fahrern. Diese liegen durchschnittlich bei 3.283 Euro brutto im Monat und fallen verhältnismäßig moderat aus im Vergleich zu anderen Berufsgruppen.

Zusammenarbeit: Natalia Jakubowska

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