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Nach dem Aufsetzen des Fahrerhauses wird der fast fertige Truck mit den benötigten Medien befüllt und mit Reifen versehen. Zudem erfolgt die sogenannte End-of-Line-Parametrierung und Testung des Trucks. (Foto: MAN)

MAN startet Serienproduktion von Elektro-LKW in München

Lesezeit 4 Min.

Der Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus hat nach eigenen Angaben die Serienproduktion seiner schweren Elektro-Lastwagen aufgenommen. Wie das Unternehmen mitteilte, laufen die batteriebetriebenen Fahrzeuge ab sofort im Stammwerk München vom selben Band wie die Dieselmodelle. Mit dem Start markiere MAN einen „Wendepunkt in der Firmengeschichte“, so Vorstandschef Alexander Vlaskamp.

Produktion auf einer Linie – bis zu 100 LKW täglich

Laut Unternehmensangaben können am Münchner Standort täglich bis zu 100 LKW gefertigt werden – unabhängig vom Antrieb. Möglich wird dies durch eine sogenannte Mischproduktion, bei der Elektro- und Dieselmodelle auf derselben Linie montiert werden.  Es dauert jeweils rund acht Stunden, bis ein Truck gefertigt ist.

Die Produktion von Elektro- oder Diesel-LKW auf einer Linie ist je nach Marktentwicklung flexibel anpassbar und die Fahrzeuge können genau in der Reihenfolge der Kundenaufträge gebaut werden. Mit dem innovativen Konzept gehen umfangreiche Veränderungen entlang des Montagebandes sowie der Zulieferungen und Logistik einher“, so Michael Kobriger, Vorstand für Produktion und Logistik.

Während beispielsweise die Verbrenner zu Beginn Achsen, Tanks und Abgasvorrichtungen bekommen, erhalten die E-Modelle stattdessen die beiden Batterien unter dem Fahrerhaus zusammen mit weiteren elektrischen Komponenten – das sogenannte Powerpack. Über 5.000 Beschäftigte wurden für diese Transformation zuvor im Bereich der Hochvolttechnologie geschult.

Das E-Powerpack wird in einer eigenen Vormontagelinie in Bandnähe aufgebaut. Es besteht unter anderem aus zwei Batterieeinheiten, dem HV-Verteiler und dem Klimakompressor. Die Aufgabe des Powerpacks besteht darin, Energie (Strom) für die E-Antriebseinheit, die Klimaanlage, die Heizung, die Kühlmittel oder die Servolenkung bereitzustellen und eventuell vorhandene Nebenaggregate anzutreiben. Quelle: MAN

700 Bestellungen, Ziel: 1.000 Auslieferungen bis Jahresende

Aktuell liegen laut MAN rund 700 Kundenbestellungen für E-LKW vor. Bis Ende 2025 sollen die ersten 1.000 Fahrzeuge ausgeliefert werden. Der CO₂-Einspareffekt könnte laut Vlaskamp je nach Einsatzprofil und Strommix bei bis zu 80.000 Tonnen jährlich liegen – ein Wert, der dem Ausstoß einer kleinen Stadt entspricht.

MAN bietet seine batterieelektrischen LKW künftig in Gewichtsklassen von 12 bis 50 Tonnen an. Die Reichweite beträgt laut Hersteller je nach Batterieanzahl zwischen 500 und 740 Kilometern. Die Anzahl der modular kombinierbaren Batterien variiert dabei zwischen sechs und sieben.

Preisfaktor bleibt Herausforderung

Trotz Produktionsstart bleibt der Preis ein zentrales Hemmnis. Aktuell sind Elektro-LKW etwa zweieinhalb- bis dreimal so teuer wie vergleichbare Dieselmodelle.

Ein konventioneller LKW kostet rund 100.000 Euro, während ein elektrisch angetriebenes Pendant bis zu 300.000 Euro kosten kann. MAN verweist in diesem Zusammenhang auf notwendige politische Maßnahmen zur Förderung der E-Mobilität im Schwerlastverkehr, insbesondere beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und bei der CO₂-Bepreisung.

Investitionen und Politische Unterstützung

Nach Unternehmensangaben hat MAN bislang rund 400 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert, um sein LKW-Portfolio auf batterieelektrische Antriebe umzustellen.

In den Umbau zur Elektrifizierung unserer europäischen Werke investieren wir in dieser Dekade rund eine Milliarde Euro – einen Großteil davon in Deutschland. Das ist ein starkes industriepolitisches Signal auch für den Standort Bayern – da wir in Nürnberg und München die Transformation aktiv gestalten, ergänzt Kobriger.

Der Produktionsstart fand in Anwesenheit von Manfred Weber statt, dem Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. In einem Statement betonte Weber, dass Innovation und Technologie entscheidend seien, um wirtschaftliche und klimapolitische Ziele in Einklang zu bringen. Der E-Truck von MAN zeige, wie emissionsärmerer Güterverkehr in Europa künftig aussehen könne.

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