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Massive Kostenlawine, drastischer Stellenabbau und leere Supermarktregale, das bringt die teure LKW-Maut warnt die Transportbranche

Die LKW-Maut auf deutschen Straßen soll ab 01. Dezember 2023 nahezu verdoppelt werden und sorgt für Ärger in der Branche, denn für viele deutsche Spediteure könnte diese ein Aus bedeuten. Die Transportbranche handelt und spricht offen über die Problematik.

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Als wichtiger Teil der Wirtschaft fühlt sich die deutsche Transportbranche von der Politik nicht gerecht behandelt. Unternehmer äußern offen ihre Meinung und warnen angesichts der drastisch steigenden Kosten zum Jahreswechsel vor einem dramatischen Stellenabbau und massiver Kostenlawine, die für leere Regale in den Supermärkten sorgen könnten. Zudem wird der Regierung Ignoranz gegenüber der Branche vorgeworfen, denn es kommt obendrein auch zu einer Wettbewerbsverzerrung für den Güterverkehr.

Transportlogistikunternehmen zeigen der Bundesregierung die Rote Karte  

Deutsche Unternehmer schließen sich der Maut-Kampagne #mauteverest an, die vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. ins Leben gerufen wurde an und wollen damit der Bundesregierung die Rote Karte zeigen, denn die geplante Erhöhung der LKW-Maut lässt die Preise kräftig steigen und bedeutet damit eine erhebliche Belastung für deutsche Unternehmer und stellt eine zusätzliche Schwächung ihrer Wettbewerbsfähigkeit dar.

Die Doppelbelastung bei der CO₂-Bepreisung trifft fast ausschließlich deutsche Unternehmen, da deren LKW überwiegend in Deutschland tanken müssen. Ausländische LKW, die in Deutschland unterwegs sind, tanken bei Reichweiten moderner Diesel-Fahrzeuge von 3000 und mehr Kilometern fast nie in Deutschland und haben somit einen weiteren signifikanten Wettbewerbsvorteil auf ihrer Seite, so der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt gegenüber der Merkur.

Der BGL spricht sich zwar grundsätzlich für eine CO2-Mautreform aus, lehnt jedoch die konkrete Form der Umsetzung durch den vorliegenden Gesetzentwurf als sinnlosen Inflationstreiber inmitten einer Wirtschaftskrise ohne jede Lenkungswirkung ausdrücklich ab.

Dramatischer Stellenabbau

Der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt warnt „es stehen zwischen 65.000 und 130.000 Stellen auf dem Spiel“.

Für fest vereinbarte Projekte mit unseren Kunden sind die Mehrkosten nicht tragbar. Die Vorlaufzeit für die Mautanpassung ist viel zu kurz und muss unbedingt überdacht werden. Ansonsten wird der #mauteverest einen Tsunami an Spediteurs-Insolvenzen erzeugen und deutliche Mehrkosten für den Endverbraucher verursachen“, warnt Jochen Wild, Geschäftsführer Max Wild GmbH, der sich #Mauteverest angeschlossen hat.

Die Mehrbelastung angesichts der Inflationsraten kommt zu einer Unzeit, da die Voraussetzungen für E-Mobilität seitens der Nutzfahrzeugindustrie überhaupt noch nicht gegeben sind. Zum einen gibt es weder genügend emissionsfreie LKW noch die erforderliche Tank- oder Ladeinfrastruktur.

Sven Schindler, Geschäftsführer von Team Schindler GmbH & Co. KG offen über die Pläne der Bundesreigierung:

Als Klimapionier habe ich vor 2 ½ Jahren mit staatlichem Rückenwind in LNG-LKW investiert. Mit dem #mauteverest der Bundesregierung sollen meine LKW jetzt wie Euro VI-Diesel eingestuft werden und künftig 34,8 Cent pro Kilometer Maut zahlen. Das entspricht einer jährlichen Mehrbelastung von etwa 40.000 Euro pro LKW – mein Ruin!“

Das passiert wenn der Staat doppelt kassiert!

Die Mehrbelastung bedeute für einen mittelständischen Familienbetrieb mit 50 LKW und einer Mautfahrleistung von 100.000 Kilometer pro LKW eine Zusatzbelastung von 790.000 Euro pro Jahr. Dazu kämen die geplante Anhebung der CO₂-Abgabe auf 35 Euro je Tonne noch mal knapp 30.000 Euro. Sollte es auf 45 Euro nach oben, kämen sogar gut 85.000 Euro obendrauf – rechnet  Engelhardt gegenüber der Merkur aus. Unternehmen sagen offen – die Mehrbelastung durch die Mauterhöhung wird an die Kunden weitergereicht werden müssen.

Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher, BGL e.V. :

83% mehr Maut ist eine Steuererhöhung durch die Hintertür! Diese Zeche zahlt am Ende der Verbraucher – für eine 4-köpfige Familie sind das schnell mehrere hundert Euro im Jahr!“


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Gemeinsam gegen die Ampel-Pläne

Jochen Graeff, Geschäftsführer der Graeff Spedition GmbH & Co.KG:

Seit mehr als 125 Jahren sind wir mit unserem Unternehmen im Einsatz für die Menschen in unserem Land. Wir machen das mit viel Leidenschaft. Mit dem #mauteverest schaffen wir allerdings weniger und leiden mehr!“

Martin Koopmann, Geschäftsführer von Transporte Koopmann:

Wenig Investitionssicherheit, immer mehr Bürokratie und konstant steigende Abgaben. Jetzt der #mauteverest mit bis zu 83% mehr Mautgebühren. Demgegenüber steht eine schlechte Infrastruktur, keine Parkplätze, Versorgungsengpässe des Fahrpersonals und eine generelle Missachtung des Berufes in der Bevölkerung. Meine potentiellen Nachfolger überlegen diesen Betrieb nicht weiterzuführen!“


 

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