Das Redaktionsteam von trans.iNFO nahm an der heutigen Pressekonferenz in Warschau teil, auf der das Unternehmen seine Pläne für Polen im Detail vorstellte.
Die Wahl Polens als zentraler Standort für Girtekas Expansion ist kein Zufall. Das Unternehmen verweist auf die im Vergleich zu Litauen günstigeren Rahmenbedingungen im Speditionsmarkt. Besonders die Vielzahl kleiner und mittelgroßer Transportunternehmen (im Durchschnitt 14 Fahrzeuge pro Firma) schafft eine natürliche Basis für den Aufbau eines Subunternehmernetzwerks.
Warschau wurde aufgrund der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte, des Management-Know-hows und eines dichten Netzwerks an Branchenkontakten als Zentrum der Spedition ausgewählt. Hinzu kommen die Nähe zu Kunden und ein Zeitvorteil gegenüber Litauen.
Derzeit umfasst das Team in Warschau 15 Mitarbeitende; mittelfristig soll es auf rund 100 Personen anwachsen. Zwar ist die Spedition in Warschau zentralisiert, doch schließt Girteka eine zweite Niederlassung nicht aus, um das Netzwerk zu erweitern und eine zu starke Konzentration an einem Standort zu vermeiden.
„Warschau ist unser Tor zum Wachstum. Hier bauen wir ein starkes Team aus Spediteuren und Führungskräften auf. Ein fragmentierter Markt mit zahlreichen hoch spezialisierten Transportunternehmen ist für uns die ideale Basis, um erfolgreiche Partnerschaften zu etablieren und unsere Ziele zu erreichen“, erklärt Angel Kalinov, Speditionsdirektor bei Girteka.
Zwei Säulen der Aktivitäten in Polen
Um der steigenden Nachfrage nach flexiblen Transportlösungen gerecht zu werden, setzt Girteka in Polen auf zwei Hauptsäulen: die neue Speditionsabteilung in Warschau sowie die Transportbasis in Posen.
Der Anteil der Spedition an Girtekas jährlichem Full-Truckload-Transport (FTL) liegt aktuell bei weniger als fünf Prozent. Ziel ist es, diesen Wert auf 25 Prozent zu steigern.

Foto: Natalia Janiszewska/trans.iNFO
Posen als operatives Rückgrat
Die zweite Säule ist die Operationsbasis in Posen, wo monatlich rund 3.000 Fahrzeuge gewartet werden. Etwa 300 Mitarbeitende sind hier beschäftigt. Monatlich werden zudem rund 100 Fahrzeuge für Verkauf oder Rotation vorbereitet. Flotten- und Fahrermanagement erfolgen nach Lean-Management-Prinzipien unter Einsatz moderner IT-Systeme.
„Unser Ziel ist es, eine moderne, widerstandsfähige und zukunftsorientierte Transportbasis zu etablieren – mit innovativen Technologien, gestärkten Kompetenzen im Team und nachhaltigen Prozessen“, betont Dmitrij Voitkevič, Direktor für Transportoperationen in Polen.
In der unternehmenseigenen Fahrerakademie in Posen werden jährlich rund 4.000 Fahrer geschult. Die Trainings dauern zwischen zwei und sechs Wochen und umfassen etwa 60 Stunden Unterricht. Das Schulungsteam besteht aus zwölf Trainern – allesamt ehemalige Berufskraftfahrer, einige mit Extremerfahrung. Zudem legt Girteka großen Wert auf Prävention und organisiert Auffrischungskurse nach Zwischenfällen.
Partnerschaften statt Konkurrenz
Trotz eigener Großflotte betont Girteka, nicht in Konkurrenz zu anderen Transportunternehmen treten zu wollen, sondern Partnerschaften zu suchen. Aktuell arbeitet das Unternehmen mit rund 5.000 Subunternehmern zusammen; monatlich kommen 100–150 neue hinzu. Voraussetzungen für die Zusammenarbeit sind unter anderem ein kontinuierlicher Zugang zu GPS-Daten sowie der Verzicht auf Weiterverkauf von Aufträgen.
Pro Woche wickelt Girteka etwa 9.500 Ladungen ab – vor allem auf Routen zwischen Polen, Deutschland, Benelux, Frankreich, Spanien, Italien und Skandinavien. Ein besonderes Angebot für Partnerunternehmen ist ein Schnellzahlungsprogramm als Alternative zu den üblichen 30-Tage-Zahlungsfristen.

Foto: Natalia Janiszewska/trans.iNFO
Flotte und Innovation
Girtekas Flotte umfasst derzeit 13.000 Fahrzeuge, davon 7.000 Anhänger und 6.000 Zugmaschinen, überwiegend von Volvo und Scania. Das Durchschnittsalter liegt bei unter zwei Jahren. Parallel testet das Unternehmen Elektrofahrzeuge sowie HVO-Kraftstoff. Da die Infrastruktur in Polen jedoch noch begrenzt ist, investiert Girteka zusätzlich in Photovoltaik: Auf 1.000 Anhängern sollen Solarmodule installiert werden.
Zur Flottenmodernisierung sicherte sich Girteka 2024 eine Finanzierung der OP Corporate Bank in Höhe von 173 Millionen Euro. Für 2025–2026 plant das Unternehmen den Kauf von bis zu 8.000 LKW und Anhängern.

Quelle: Girteka
Fazit
Mit seiner Strategie in Polen macht Girteka deutlich, dass das Land im Zentrum seiner langfristigen Entwicklung steht. Warschau soll sich zum Kompetenzzentrum für Spedition entwickeln, während Posen das operative Herz der Transportaktivitäten bildet. Durch die Kombination aus eigener Flotte und einem breiten Partnernetzwerk sieht sich Girteka gut gerüstet, um die Herausforderungen des europäischen Straßentransports zu meistern.
Mitarbeit: Sabina Koll, Natalia Janiszewska