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Renault Trucks

Renault Trucks kartiert fast 500 öffentliche Ladepunkte für Elektro-LKW in Europa

Lesezeit 4 Min.

Fahrer von Elektro-LKW können Langstreckenfahrten durch Europa jetzt mit mehr Zuversicht planen – dank einer neuen, frei zugänglichen Karte, die Renault Trucks veröffentlicht hat. Das digitale Tool listet alle derzeit verfügbaren oder im Aufbau befindlichen öffentlichen Ladestationen für schwere Nutzfahrzeuge in Europa auf.

Laut Renault Trucks verzeichnet die Karte mit Stand 30. September 2025 insgesamt 483 öffentliche LKW-Ladestationen, darunter:

  • 191 in Betrieb befindliche Stationen, die speziell für LKW ausgelegt sind,
  • 157 Stationen, die mit LKW kompatibel sind,
  • 135 geplante oder im Bau befindliche Anlagen.

Das Netzwerk deckt bereits wichtige europäische Verkehrskorridore ab – darunter Nordsee–Baltikum (Amsterdam–Warschau) und Rhein–Alpen (Rotterdam–Genua). Dort sind zahlreiche LKW-taugliche Ladepunkte bereits in Betrieb oder werden aktuell installiert. Die Infrastruktur ermöglicht es Fahrern, ihre Fahrzeuge während der vorgeschriebenen Ruhezeiten aufzuladen, ohne Lieferpläne zu gefährden.

Renault Trucks, Teil der Volvo Group, erklärt, die Initiative solle emissionsfreie Transporte zu einer „praktischen Realität“ machen. Sie ergänzt die Aktivitäten von Milence, dem Gemeinschaftsunternehmen von Volvo, Daimler Truck und der TRATON Group, das ein europaweites Hochleistungs-Ladenetz für schwere Nutzfahrzeuge aufbaut.

Zukünftige Megawatt-Ladegeräte sollen die Ladezeiten auf wenige Minuten verkürzen und den Umstieg auf elektrische LKW weiter beschleunigen.

Ladeinfrastruktur: Fortschritte erkennbar – aber Nachholbedarf bleibt

Obwohl die Renault-Trucks-Initiative den bisherigen Fortschritt der europäischen Ladeinfrastruktur verdeutlicht, warnen Branchenvertreter, dass der Ausbau noch weit hinter den Klimazielen zurückbleibt.

Einer branchenübergreifenden Koalition unter dem Dach von E-Mobility Europe zufolge muss Europa innerhalb der nächsten 1.600 Tage zehnmal mehr öffentliche Ladepunkte errichten und rund 600 Milliarden Euro in Netzausbau investieren, um die Ziele für 2030 zu erreichen.

Die Gruppe – darunter Amazon, Milence, Iberdrola, TRATON und weitere Logistikunternehmen – weist darauf hin, dass im ersten Halbjahr 2025 lediglich 3,6 % der in Europa verkauften LKW elektrisch waren. Um die Klimaziele einzuhalten, müsse dieser Anteil bis 2030 auf 38 % steigen.

Auch die Internationale Straßentransportunion (IRU) betont die praktischen Hürden, mit denen Transportunternehmen täglich konfrontiert sind. Laut ihrem aktuellen Green Compact Report leiden 60 % der europäischen Frachtführer unter mangelnden öffentlichen Ladepunkten, während hohe Strompreise und die geringe Bereitschaft der Kunden, sich an den Kosten zu beteiligen, die Elektrifizierung zusätzlich bremsen. Viele KMU, die rund 85 % des europäischen Straßentransportsektors ausmachen, sehen emissionsfreie LKW weiterhin als wirtschaftlich kaum tragfähig – solange politische Anreize und stabile Rahmenbedingungen fehlen.

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert entschlossenere Schritte: schnellere Netzanschlüsse, Steuererleichterungen für Strom aus erneuerbaren Quellen und die zügige Einführung von Megawatt-Ladesystemen (MCS) im öffentlichen Raum. Zudem solle die EU ihre CO₂-Ziele für schwere Nutzfahrzeuge ein Jahr früher überprüfen, da Verzögerungen bei Infrastrukturprojekten und hohe Energiekosten die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gefährden.

Trotz sichtbarer Fortschritte bleibt das Bild uneinheitlich. Die Einführung der Renault-Trucks-Karte – zusammen mit den laufenden Initiativen von Milence und anderen Betreibern – markiert zwar einen wichtigen Meilenstein, doch Europa steht noch vor einer großen Aufgabe: Die Ladeinfrastruktur muss schnell wachsen, um mit dem erwarteten Boom der Elektro-LKW-Flotten in den kommenden fünf Jahren Schritt zu halten.

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