Die neue Euro-7-Abgasnorm soll dazu beitragen, die Feinstaubkonzentration in den europäischen Städten zu senken. Die ursprüngliche Gesetzgebung, die von der Europäischen Kommission vorbereitet wurde, sah unter anderem zusätzliche Klassen wie Euro 7+ für Fahrzeuge vor, die mindestens zehn Prozent weniger Schadstoffe ausstoßen als die Euro-7-Norm vorschreibt oder deren Batterielebensdauer um mindestens zehn Prozent besser ist als die vorgeschriebene. Der Entwurf enthält auch eine Euro 7A-Norm für Fahrzeuge, deren Abgasreinigungssystem angepasst werden kann, um die Emissionen in Umweltzonen weiter zu reduzieren, berichtet das Handelsblatt.
Laut der Folgenabschätzung der Europäischen Kommission würden sich die die Gesamtkosten der Verordnungen für die Hersteller von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen über diesen Zeitraum nur auf etwa 35,5 Mrd. Euro und für LKW und Busse auf 17,5 Mrd. Euro belaufen.
Falscher Zeitpunkt?
Vieles deutet darauf hin, dass die Europäische Kommission keine radikale Senkung der Pkw-Emissionen in der neuen Norm Euro 7 fordern wird – berichtet Politico. Der Gesetzesentwurf zur Festlegung von Grenzwerten für Nicht-CO2-Schadstoffe sieht vor, die Emissionsnormen für Pkw und Kleintransporter auf das gleiche Niveau zu setzen, wie es derzeit für benzinbetriebene Fahrzeuge nach der bestehenden Euro-6-Norm gilt, berichtet das Portal.
Dies ist ein großer Sieg für die Automobilindustrie, die im kommenden Jahrzehnt keine großen Investitionen in die Verringerung der Schadstoffemissionen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren der nächsten Generation tätigen muss – also eine Technologie, die bis 2035 auslaufen soll.
Angesichts der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage wurde eine letzte Überprüfung vorgenommen“ – teilte die Kommission in ihrer vorläufigen Folgenabschätzung des Euro-7-Gesetzes mit und verwies auf die höhere Belastung der Industrie durch Energie- und Rohstoffkosten.
„Dies (die geopolitische und wirtschaftliche Situation in Europa – Anm. d. Red.) übt einen noch nie dagewesenen Druck auf die Lieferkette der Automobilindustrie aus und führt zu Problemen mit der Erschwinglichkeit für die Verbraucher im allgemeinen Kontext der hohen Inflation“ – folgt aus dem Entwurf.
Im Ergebnis will Brüssel die Kosten der Automobilindustrie für die Entwicklung umweltfreundlicherer Motoren angesichts der ab 2035 geltenden Normen „minimieren“ – berichtet Politico.
Die Autoindustrie setzt sich gegen strenge Euro-7-Normen ein und argumentiert, dass gleichzeitig mit der Notwendigkeit, in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu investieren, hohe Kosten für die Entwicklung neuer Technologien anfallen würden.
„Aus Sicht der Industrie brauchen wir Euro 7 nicht, weil es Ressourcen abziehen wird, die wir für die Elektrifizierung ausgeben sollten“ – sagte Carlos Tavares, CEO von Stellantis, auf dem diesjährigen Pariser Autosalon. „Warum begrenzte Ressourcen für etwas so Kurzfristiges einsetzen? Die Industrie braucht das nicht und es ist kontraproduktiv“ – fügte er hinzu.
Kritik an der strengen Euro-7-Norm kommt auch aus dem Europäischen Parlament. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Färber hält den Vorschlag für eine neue Norm für absurd.
Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein: Die Welt steht in Flammen, die Inflation treibt die Preise in die Höhe, Unternehmen und Bürger leiden unter den steigenden Energiepreisen, und die Kommission schlägt neue Emissionsnormen vor“ – donnert Markus Färber.
Die Europäische Kommission wird den endgültigen Entwurf voraussichtlich am 9. November dieses Jahres vorlegen.