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Fot. Flickr / Lav Ulv / CC BY 2.0

Vom Skandal zur Neugründung: Contrans-Chef startet neu

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Nur wenige Tage vor der offiziellen Insolvenz dreier Unternehmen der Contrans‑Gruppe hat deren Eigentümer Henrik Holger Hansen neue Transportunternehmen gegründet. Kurz darauf ging Contrans in den Besitz eines neuen Eigentümers über. Handelt es sich um einen „Transport‑Phönix“ – oder um den Versuch, ein Kapitel abzuschließen und ein neues ohne Altlasten zu beginnen?

Am 23. Juni 2025 gründete Hansen das neue Unternehmen Holger’s Transport ApS. Bereits drei Tage zuvor ließ er die Holdinggesellschaft VHSM Holding ApS als Muttergesellschaft von Holger’s Transport im Handelsregister eintragen. Beide Gesellschaften entstanden nur zwei Wochen vor der Insolvenz der drei Contrans‑Unternehmen Contrans A/S, Contrans Ejendomme ApS und Contrans Driftsmateriel ApS.

Aus dem dänischen Unternehmensregister CVR geht hervor, dass der Sitz des neuen Transportunternehmens an Hansens Privatadresse in Kolding liegt – ein Umstand, der in der Branche und unter Experten für Aufsehen sorgt, wie das dänische Transportportal lastbilmagasinet.dk berichtet.

Es sieht so aus, als wolle jemand das Lebenswerk retten“, kommentiert Kaj Glochau, Wirtschaftsprüfer und Inhaber von KG Business Advice, gegenüber JydskeVestkysten.

Insolvenz im Schatten von Kontroversen

Am 7. Juli 2025 ging beim Gericht in Kolding der Insolvenzantrag für Contrans A/S und zwei Tochtergesellschaften ein; zwei Tage später erging der offizielle Beschluss. Wenige Tage zuvor hatte Hansen den Vorsitz des Verwaltungsrats niedergelegt.

Für die Branche markiert dies das Ende einer Ära: Contrans war über Jahre ein bedeutender Player in Skandinavien und arbeitete für namhafte Kunden wie JYSK, Bestseller oder LEGO. Das Unternehmen stand jedoch wiederholt in der Kritik – mit schwerwiegenden Vorwürfen des Sozialdumpings und von Verstößen gegen das Arbeitsrecht, wofür es bereits 2022 mit hohen Geldbußen belegt worden war.

Sozialdumping, Ermittlungen und hohe Rückstände

Im Jahr 2022 wurde Contrans mit einer Strafe von 1,2 Mio. DKK (ca. 160.000 Euro) wegen systematischer Verstöße gegen Kabotage‑ und Ruhezeitvorschriften belegt. Die mit Contrans verbundene polnische Gesellschaft Henrik Hansen Sp. z o.o. erhielt eine zusätzliche Strafe von 750.000 DKK.

Ermittlungen ergaben, dass Fahrer – vor allem aus den Philippinen und Osteuropa – für 2 bis 3 Euro pro Stunde arbeiteten und monatelang in den LKW‑Kabinen lebten.

Zum Zeitpunkt der Insolvenz beschäftigte Contrans 119 Mitarbeitende; gegenüber diesen bestanden Gehaltsrückstände von mehreren Monaten. Die dänische Gewerkschaft 3F stellte Anträge beim Arbeitnehmergarantiefonds, um ausstehende Löhne, Renten und Urlaubsansprüche abzusichern.

Verlorener Rechtsstreit als Auslöser

Laut der neuen Unternehmensleitung von Contrans war der unmittelbare Auslöser der Pleite ein verlorener Steuerrechtsstreit. Dieser betraf Rückstände aus den Jahren 2018/2019 in Bezug auf Sozialabgaben und Steuern für die Überlassung von Arbeitskräften an ausländische Unternehmen in Dänemark. Die Entscheidung habe „das Fass zum Überlaufen gebracht“ und direkt zur Insolvenz geführt.

Neuer Marktteilnehmer: NTS‑Contrans

Kurz nach der Insolvenz wurde Contrans von Nordjysk Transport Service A/S übernommen. Die neue Gesellschaft, die seit Ende Juli 2025 unter dem Namen NTS‑Contrans firmiert, übernahm Mitarbeitende, Fuhrpark, Auflieger sowie sämtliche bestehenden Kundenverträge.

Hinter dem Unternehmen stehen fünf Investoren, darunter der dänische Unternehmer und Multimillionär Jan Bech Andersen. Geschäftsführer Karsten Klitmøller kündigte eine umfassende Digitalisierung und klare Qualitätsorientierung an:

Wir verfügen jetzt über eine starke Plattform, eine solide Kapitalbasis und ein absolut außergewöhnliches Team. Unsere Vision ist es, NTS‑Contrans zu einem innovativen und digitalen Marktführer in der Branche zu machen.

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